Stipendien und Kleinkredite

Die Arbeit des Stipendienwerkes

Vickie Leonhardt, die Leiterin der Solidaritätsgruppe, beschreibt die Arbeit des Stipendienwerks
Die jungen Leute aus Florencia Varela kommen aus prekären Familienverhältnissen  und im Allgemeinen haben ihre Eltern entweder die Grundschule (7. Klasse) oder die Hauptschule (10. Klasse) nicht beendet. Dazu kommt, dass die Schulen, die die jungen Leute besucht haben, nicht die besten sind. So befinden sie sich im Nachteil gegenüber anderen Studenten, die aus Familien der Mittelklasse stammen und auf besseren Schulen waren. 

Darum wundern wir uns jedesmal bei unseren Gesprächen über den Mut und die Entschiedenheit, mit denen sie ihre Schwierigkeiten meistern. Oft werden sie schwach, sind niedergeschlagen oder desorientiert, weil sie keinen Halt haben. Und das ist unsere Herausforderung. Wir begleiten sie mit Liebe und lassen sie ihre eigenen Fähigkeiten erkennen. Wir geben ihnen Orientierung in dieser ganz anderen Welt, in der sie sich vorfinden, wenn sie die gewohnte Umgebung ihres armen Wohnviertels verlassen.

Die Studenten sind sehr dankbar, dass sie diese Möglichkeit haben, ihre Sorgen zu teilen und sich untereinander kennenzulernen.

Die meisten haben nie die Erfahrung gemacht, wie es ist, die Zone zu verlassen, in der sie sich zuhause fühlen, die ihnen bekannt ist. Wenn sie sich entscheiden zu studieren, müssen manche, um ins Zentrum von Buenos Aires oder an andere Orte zu gelangen, öffentliche Verkehrsmittel benutzen, die sie nicht kennen, z.B. die U-Bahn; oder sie müssen sich mit der universitären oder staatlichen Bürokratie auseinandersetzen, was sie abschreckt und einschüchtert. 

Die Methode, uns einmal im Monat mit den Studierenden zu treffen, damit sie über ihre Probleme und Erfolge sprechen können, hat sich als sehr nützlich erwiesen. Die jüngeren Studenten profitieren von der Erfahrung der älteren, so dass sie nicht nur unseren Rat hören, sondern auch die realen Geschichten der anderen Jugendlichen, die dieselben Schwierigkeiten zu bewältigen hatten. 

Die Studenten sind sehr dankbar, dass sie diese Möglichkeit haben, ihre Sorgen zu teilen und sich untereinander kennenzulernen, denn irgendwann gehen alle während ihres Studiums durch schwierige Phasen, in denen sie an ihrer Fähigkeit, den Abschluss zu schaffen, zweifeln …

Die Solidaritätsgruppe

Die Solidaritätsgruppe wurde in den neunziger Jahren von Vickie Leonhardt in San Isidro gegründet, um soziale Projekte in unserer Pfarrei San Martín de Porres in Florencio Varela zu unterstützen. Im Anfang hat sie vor allem Kleidung und Lebensmittel für die Caritas und die Volksküchen beigesteuert. Sie hat Schulaufgabenhilfe, Ausflüge und Partnerschaftsaktionen für den Kinderhort und das Jugendzentrum organisiert. Seit 2004 sieht sie ihre Hauptaufgabe in der Vergabe von Stipendien an Studierende und von Kleinkrediten an Bedürftige.

Die Solidaritätsgruppe mit Vickie Leonhardt in der Mitte.

San Isidro ist ein Vorort von Buenos Aires am Nordrand der Stadt (anderthalb bis zwei Stunden Autofahrt von Florencio Varela entfernt). Die Mitarbeiterinnen der Solidaritätsgruppe gehören zur Pfarrgemeinde Heilig Geist und wohnen in einem Viertel der oberen Mittel- bzw. der Oberschicht. Die Idee zum sozialen Engagement entstand, weil Vickie und ihre Familie mit mir verbunden und befreundet sind. Inzwischen betreut die Gruppe nicht nur Projekte in Florencio Varela, sondern auch in andern Teilen der Stadt und des Landes.  Die finanziellen Mittel, die sie für die Stipendien und die Kleinkredite in Florencio Varela einsetzt, bringt unser Förderverein auf.