Das System der Minikredite:
Um den zahlreichen Arbeitslosen in der Gemeinde eine Existenzgründung bzw. Einkommenssteigerung zu ermöglichen, hat die Grupo Solidaridad um Vickie Leonhardt ein Zentrum für Kleinkredite, eine Bank für Arme, nach dem Modell des Friedensnobelpreisträgers Mohammad Yunus eingerichtet. Die Kreditnehmer werden von Mitgliedern der Gruppe, die für diese Aufgabe geschult wurden, fachlich begleitet.
Das System sieht vor, dass der erste sehr niedrige Kredit nach zehn Wochen mit Zinsen zurückgezahlt wird, und dass nach einem ersten erfolgreichen Zyklus neue und höhere Kredite gewährt werden.
Die Mehrzahl der Kredite wurde zu Beginn für die Herstellung und den Verkauf von Lebensmitteln vergeben, für die Einrichtung eines Kiosks oder kleinen Lebensmittelladens, für die Produktion von Kleidung oder Kunsthandwerk.
Die Leute sind sehr kreativ und zuverlässig. Sie kommen auch in Zeiten großer wirtschaftlicher Krisen ohne staatliche Sozialpläne zurecht und zahlen die Kredite pünktlich zurück. Die Grupo Solidaridad erwirtschaftet aus den Zinsen keine Gewinne, sondern reinvestiert die Rückzahlungen unmittelbar in neue Kredite.
Inzwischen profitieren über zweihundert Personen und Familien von dieser Einrichtung.
20-jähriges Bestehen
Seit nunmehr 20 Jahren betreibt Vickie Leonhardt (mitte) mit der „Grupo Solidaridad“ das Zentrum für die Vergabe von Mikrokrediten.
Vickie schreibt:
„Unser Mikrokreditzentrum besteht nun seit 20 Jahren. Wir haben es am 15. August 2003 eingeweiht, am Tage unserer Mutter Gottes, die uns auch immer auf diesem langen Weg begleitete. Auf Bitten der 4 jungen Leute, die uns heute begleiten, haben wir nur eine kleine Feier gemacht. Sie waren der Meinung, dass es nicht der Moment sei, eine so große Feier wie vor 5 Jahren zu veranstalten. Und dass wir das Geld besser für sinnvollere Dinge ausgeben sollten. Wir haben ein gemeinsames Gebet gesprochen und jeder hat für das Erlebte gedankt. Nadia Soria ist seit dem ersten Tag bei uns, ihre Schwester Natalia seit 19 Jahren, Damian Arce seit 11 Jahren und Sonia Rodriguez, die Neuste, seit 6 Jahren.
Es war für alle sehr beeindruckend zu hören, wie sehr die letzten Jahre die Welt eines Jeden verändert haben. „Wir wären nicht, wer wir heute sind, wenn wir Euch nicht kennengelernt hätten,“ war die einhellige Meinung.
Mit Hilfe unserer Stipendien in diesen Jahren ist Nadia Krankenschwester geworden, Damian ist Lehrer für folkloristischen Tanz geworden. Sowohl Natalia als auch Sonia haben sich mit Hilfe der Kredite wirtschaftlichen Erfolg aufgebaut.
Das Kreditzentrum ist wie eine große Familie in der wir alle lernen und uns gegenseitig behüten. Wir sehen die Kinder wachsen, aber nicht nur an Alter, sondern auch an Bildung und Arbeitsethos.
Die Kinder unserer ersten Klienten sind neue Initiatoren, und Kinder, die Ausbildungs-Stipendien beantragen. Ein virtuoser Kreis, der beweist, dass unermüdliche Arbeit und Bildung unerlässlich für die Entwicklung der Personen sind. Werte, die in Argentinien leider nur wenig in den Schulen vermittelt werden.
Jeder hat unserem lieben Padre Theo gedankt, dass er uns diesen Weg gewiesen und uns auf ihm geleitet hat. Theo ist in allen unseren Herzen gegenwärtig und das Wichtigste ist, dass das was er gesät hat, Früchte trägt.
Vor 20 Jahren haben wir uns vorgenommen unsere Klienten zu einer größeren Lebensqualität zu begleiten, die Mikrokredite nach ihrem Bedarf und für ihre Kleinunternehmen anzupassen. Die Rückkehr zur Normalität hat nicht das Ende des Handels bedeutet, sondern diesem neue Formen hinzugefügt. Wir haben jetzt das alte System, das Neue.
Viele Unternehmen sind im Jahr 2022 gewachsen, andere sind gleichgeblieben und einige haben sich negativ verändert. Die wirtschaftliche Situation des Landes hilft unseren Klienten nicht, aber ihre Beständigkeit und ihr Arbeitswille trägt dazu bei, dass sie sich immer wieder anpassen können (unsere Chamäleons). Das erfüllt uns mit Stolz und erlaubt es uns, unsere Mission fortzuführen. Es ist beachtlich, wie unsere Klienten wachsen, nicht nur geschäftlich, sondern auch in ihrem täglichen Leben. Sie verbessern ihre Geschäfte und Wohnungen und erwerben neues Handwerkzeug. Das motiviert uns, ihnen weiter beizustehen, weil wir sehen, dass es sich sehr lohnt.“