Das Bistum Quilmes

Die Kathedrale von Quilmes.

Quilmes (sprich Kilmes) ist einer der Vororte im Süden der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Sie zählt etwa 550.000 Einwohner und ist seit 1976 Bischofssitz einer der zehn Diözesen der Stadt (Buenos Aires hat etwa 13 Millionen Einwohner!). Zum Bistum Quilmes gehören außerdem die Städte Florencio Varela mit 400.000  und Berazategui mit 320.000 Einwohnern. Ca. 80 Prozent der Bevölkerung sind katholisch.

Jorge Novak, erster Bischof von Quilmes (1976 -2001).

Der erste Bischof von Quilmes (1976 -2001) war Jorge Novak,  Sohn einer wolgadeutschen Familie, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts im Süden der Provinz Buenos Aires niederließ. Im gleichen Jahr, in dem die letzte und grausamste Militärdiktatur Argentiniens (1976 – 1983) die Macht ergriff, wurde er zum ersten Bischof der neu gegründeten Diözese ernannt. Während die große Mehrzahl seiner Amtsbrüder auf Seiten der Militärs stand oder sich „neutral“ verhielt, hat er mit bewundernswertem Mut die Freiheitsrechte und die Würde der menschlichen Person verteidigt und ließ sich auch durch Morddrohungen nicht einschüchtern. Zusammen mit Kirchenführern evangelischer Kirchen und dem späteren Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel hat er die ökumenische Menschenrechtsbewegung Argentiniens begründet und geleitet. Er hat in seinem persönlichen Lebensstil und seiner pastoralen Arbeit die Option für die Armen überzeugend vorgelebt. Samstags und sonntags hat er selten im Dom zelebriert. Unermüdlich war er unterwegs in den Armenvierteln, zu Firmungen und Patronatsfesten. Er hatte keine Angst, durch den Schlamm zu waten und sich schmutzig zu machen. Die Liturgie an Weihnachten und an den Kar‑ und Ostertagen hat er vorzugsweise in den Slums gefeiert, oft im Freien, wo es noch keine Kapelle gab. Er hat die Armen geliebt und sich bedingungslos für sie eingesetzt.

Auch in den Jahren nach der Diktatur, als das neoliberale Wirtschaftsmodell sich weltweit und auch in Argentinien immer brutaler auf Kosten der Armen durchsetzte, hat er in zahlreichen Stellungnahmen zusammen mit den Priestern seiner Diözese seine Stimme erhoben und die Ungerechtigkeiten angeprangert.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Pastoral war die missionarische Ausrichtung des kirchlichen Lebens am Ort und in der Welt.

Außerdem hat er mit Entschiedenheit die Sache der Einheit der Christen vorangetrieben.

Gemälde von Bischof Novak mit einer Gruppe Kinder.

Er war ein Mann Gottes, ein Mann des Gebetes, voll des Heiligen Geistes, geprägt vom Wort der Hl. Schrift. Er gehört zu den großen Bischofsgestalten Lateinamerikas im vergangenen Jahrhundert. Sein Eintreten für die Würde des Menschen und für die Rechte der Armen, das oft auch politische Dimensionen annahm, trug ihm während der Militärdiktatur die Verunglimpfung „Roter Bischof“ und während der Jahre der Demokratie oft den Argwohn der Politiker ein, entsprang aber nicht einer politischen Motivation, sondern einer Betrachtung der Wirklichkeit im Lichte des Evangeliums.

Er hat die charakteristische Ausrichtung der kirchlichen Arbeit des Bistums Quilmes entscheidend grundgelegt.

Im Jahre 2001 starb Bischof Novak im Alter von 73 Jahren; ein Jahr später wurde der deutsche Priester Luis Stöckler, der schon seit 1970 in Argentinien und seit 1985 als Bischof im Norden des Landes wirkte, zum Nachfolger von Jorge Novak ernannt. Als er Mitte des Jahes 2011 in den Ruhestand trat, folgte ihm Bischof Carlos Tissera.

Der Förderverein trägt nicht zum Unterhalt der Kathedrale bei, sondern ausschließlich zur Unterstützung der Pastoral für und mit den Armen.